HESSISCHER FUSSBALL-VERBAND e.V.

Der HFV hat durch die Kampagne Schulen – Vereine – Fußball https://fussballhessen.de/uefaeuro2024/  im Kontext der UEFA EURO 2024 großen Zulauf und Zuspruch von Vereinen und Schulen erhalten. Nun ist es an der Zeit ist, an den Themen, Problemen und Herausforderungen weiter anzuknüpfen und zu arbeiten.


Aus diesem Grund wurde in dieser Woche ein Schreiben des Hessischen Fußball-Verbands e.V.  an Innenminister Peter Beuth, Kultusminister Prof. Dr. Alexander Lorz und lsbh-Präsidentin Juliane Kuhlmann übermittelt. In diesem Zuge thematisierte der HFV die Situation rund um den außerunterrichtlichen Schulsport in Hessen und stellte Lösungsansätze und Möglichkeiten seitens des organisierten Sports dar, wodurch die anstehenden Herausforderungen gemeinsam und in Kooperation vorangetrieben werden sollen und können.


Hier das Schreiben im Original-Wortlaut:


Sehr geehrte(r) ….,


im vergangenen halben Jahr haben wir gemeinsam an der Kampagne „Schulen, Vereine und Fußball“ im Kontext der UEFA EURO2024 gearbeitet und diese auch erfolgreich in Kooperation auf den Weg gebracht. Sechs Kick Off Veranstaltungen mit über 900 Besucher*innen haben einen intensiven Austausch zwischen relevanten Zielgruppen aus den Vereinen und Schulen ermöglicht, aber auch zu Erkenntnissen bei uns dem Hessischen Fußball-Verband e.V., aber bestimmt auch bei Ihnen dem Hessischen Kultusministerium sowie dem Hessischen Ministerium des Innern und Sport geführt.

Wir durften einmal mehr die Erfahrung machen, dass der Fußballsport in Deutschland die Menschen verbindet und eine einzigartige Kraft entwickeln kann. Nur der Fußball bietet die flächendeckende Möglichkeit, einer sportlichen Beschäftigung in Verbindung mit einem geselligen Vereinsleben nachzugehen. In kürzester Entfernung ist von jeder Schule ein Verein erreichbar, der Fußball anbietet und gerne Kinder und Jugendliche aufnimmt, diese ausbildet und betreut. Bei uns in Hessen verteilen sich über eine halbe Millionen Fußballer*innen auf über 2.100 Vereine. Nach jüngsten Erhebungen ist die Mitgliederzahl des HFV im vergangenen Jahr um knapp sechs Prozent auf 585.287 Personen gestiegen und hat damit auch den bisher führenden Hessischen Turnverband überflügelt.

Auch die Qualifizierung von Trainer*innen ist eine zentrale Aufgabe unseres Verbandes. Dabei gilt es, die Trainer*innen für deren jeweiligen Einsatzbereich aus-, fort und weiterzubilden. Ein besonderes Augenmerk liegt aktuell auf der Qualifizierung von Kindertrainer*innen, um in diesem sensiblen Bereich altersgerechtes Training sicherzustellen. Daher haben wir uns das ehrgeizige Ziel gesetzt, dass jede der 3.000 Kindermannschaften in Hessen bis Ende 2025 von einem dafür zertifizierten Menschen betreut wird. Dazu bilden wir derzeit 1.000 Personen pro Jahr mit zielgerichteten 20 Lerneinheiten aus.


Die Problematik
Durch den Anspruch auf Ganztagesschulen und dem Ansinnen die Schulnachmittage verstärkt mit außerunterrichtlichen Sportangeboten zu befüllen, wird ein Defizit an qualifizierten Übungsleitenden entstehen, da ein Leiten dieser Angebote laut Ihren Statuten nur von Personen mit einem „Trainerschein“, möglich ist. Eine Hürde für die Gewinnung von entsprechenden Coaches könnte unserer Ansicht nach die Voraussetzung sein, dass ein externer Trainierender einer Fußball-AG somit mindestens Inhaber einer Trainer C-Lizenz sein muss. Der zeitliche und auch finanzielle Aufwand dafür ist relativ hoch und auf den Trainings und Spielbetrieb einer ambitionierten Fußballmannschaft abgestimmt. Das Ziel, eine Fußball AG zu leiten, steht bei wenigen Lehrgangsteilnehmern im Fokus. Mit diesem Schreiben appellieren wir an Sie, Ihre Statuten zu überdenken und der gesellschaftlichen, aber auch systemischen Entwicklung anzupassen, wodurch wir uns bereits heute ideal aufstellen können, um in Zukunft ausreichend qualifizierte Personen für das Leiten einer Fußball-AG vorweisen zu können. Im Folgenden möchten wir Ihnen die bereits bestehenden Angebote und Möglichkeiten als Lösungen darlegen.


Lösungsansätze
Für das Training einer Jugendmannschaft oder das Leiten einer Fußball-AG gibt es mit dem DFB-Basis-Coach oder dem DFB-Kindertrainer*innen Zertifikat wesentlich niederschwelligere Angebote, die die Voraussetzungen für eine qualitativ hochwertige Übungsstunde in gleichem Maße erfüllen. Beispielsweise enthält das Kindertrainerzertifikat zahlreiche Inhalte der C-Lizenz-Ausbildung wie die „Planung und Durchführung von kindgerechten und motivierenden Trainingseinheiten“ und überfachliche Themen wie Aufsichtspflicht, Kinderschutz und Integration. Diese Lerneinheiten werden auch bei einem Erwerb der Trainer-C-Lizenz angerechnet. Beim DFB-Basis-Coach, den allein in diesem Jahr hessenweit ebenfalls fast 1.000 Menschen absolvieren, werden darüber hinaus elementare sportartübergreifende Inhalte und Methoden – gepaart mit sozialen und pädagogischen Aspekten – kompetenzorientiert vermittelt. Etwa 200 Personen davon werden als DFB-Junior-Coaches an Schulen ausgebildet und hätten somit unmittelbaren Zugang zum angestrebten Tätigkeitsort. Diese Ausbildung umfasst 40 Lerneinheiten und zusammen mit dem Kindertrainerzertifikat wird somit die Grundstufe zum C-Lizenz-Erwerb erreicht. Diese Grundstufe erfüllt sowohl inhaltlich als auch in punkto Umfang die Anforderungen zum Erwerb der Juleica, die laut Definition die Befähigung zur Leitung von Jugendgruppen ausweist. Zudem wird auf der offiziellen Homepage erklärt: „Die Eltern können also ganz beruhigt ihr Kind an den verschiedenen Angeboten der Jugendarbeit teilnehmen lassen, wenn die Betreuer*innen die Juleica besitzen.“ (Quelle: https://www.juleica.de/infos/qualifikation/ abgerufen am 25.04.2023).


Die Möglichkeiten des Hessischer Fußball-Verband e.V.
Wir bilden pro Jahr fast 1.000 Personen aus, die die Grundstufe der Trainer*innenausbildung erreichen, entsprechende Zertifikate besitzen und somit befähigt sind, Jugendgruppen zu leiten. Im weiteren Abschnitt zum Erwerb der C-Lizenz werden insbesondere gruppentaktische und coachingsbezogene Elemente vermittelt, die keine Relevanz für die Leitung einer Schul-Fußball-AG haben. Daher halten wir die Grundstufe für ausreichend, um Schul-AGs adäquat zu leiten. Sofern die Vermittlung von schulspezifischen Anforderungen zusätzlich nötig sein sollte, um in einer Schule als AG-Leiter fungieren zu können, haben wir spezifische Fortbildungen für Sportlehrkräfte im Portfolio, die die Qualifikation abrunden könnten. Insgesamt wäre dies eine für die Herausforderungen der Schulen vergleichbare Qualifikation, wie eine allgemeine C Lizenz und somit eine Erfüllung der formalen Anforderungen. Wir als größter Fachverband Hessens gehen zudem mit in Fußballkreisen angesiedelten FSJlern den Weg in die Schule und bieten AGs an. Sofern auch für diesen Personenkreis die C Lizenz als Muss für die Arbeit an Schulen angesehen wird, ergibt sich durch die mittlerweile deutschlandweit in einer Vielzahl von Fachverbänden umgesetzte kompetenzorientierte Ausbildung eine neue Problematik. Der notwendige Wechsel von Präsenz, Online- und Anwendungsphasen sorgt für eine zeitliche Streckung der Lehrgangsdauer. Beim Erwerb einer C-Lizenz mit dem Umfang von 120 Lerneinheiten erstrecken sich die Lehrgänge auf mehrere Monate. Daher könnten die FSJler erst im zweiten Schulhalbjahr mit den AGs starten, statt in wenigen Wochen nach Beschäftigungsbeginn. Dies würde zu einer erheblichen Unterdeckung der nötigen Angebote führen, die wir anhand der kompakteren Ausbildung zum DFB-Basis-Coach vermeiden könnten.

Wenn wir auch nur einen Teil der so zertifizierten Trainer*innen für die Leitung einer Schul-AG gewinnen könnten, hätten wir einen enormen Mehrwert für viele Schulen erreicht. Mit diesem Schreiben bzw. Aufruf möchten wir auf das anstehende Problem der Generierung von Übungsleitenden hinweisen, aber auch gleichzeitig die bereits vorhandenen Lösungsansätze im Sinne von niederschwelligen Ausbildungsstufen hinweisen. Durch bestehende Qualifizierungsstufen wie dem Basis-Coach oder dem Kindertrainerzertifikat sehen wir die Chance, eine größere Anzahl von Übungsleitenden zu akquirieren und somit ein breiteres Bewegungsangebot offerieren zu können. Sehr gerne stehen wir für Rat, Lösungshinweise und Ideen zur Verfügung, um damit langfristig den Fußball, die sportliche Aktivität und in Kooperation unsere Vereine zu stärken.


Mit freundlichen Grüßen
Hessischer-Fußball-Verband e.V.

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